Mit dieser Installation verwandelt der Künstler und Komponist Heiner Goebbels zusammen mit dem kollaborierenden Künstler René Liebert (STUDIO6) die geräumige Halle von paleo eleourgio für die europäische Kulturhauptstadt 2023 Elefsina (Griechenland). Mit großem Respekt vor seiner postindustriellen Geschichte, seiner Architektur und seiner großzügigen Ästhetik, mit Elementen aus Licht, Projektion, Wasser und Klang verwandeln sie den Raum in eine Art Telesterion, eine säkulare Initiationshalle, als offene Einladung, ohne Hierarchie zu entdecken: die beredte Oberfläche der Steine, die überraschenden Reflexionen an Wänden und Decke; und die bewegten Bilder, in denen wir eine Gruppe von Performern sehen, die – buchstäblich – Relikte der europäischen Geschichte aus dem Arsenal der Vergangenheit ziehen. Sie sind dezentral organisiert. Ihre Aktionen beruhen auf Absprachen, die uns unbekannt bleiben, aber offensichtlich einer Logik der Resonanz zwischen den Körpern, den Objekten und dem Klang folgen. Es ist ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und Fürsorge füreinander spürbar. Gemeinsam bauen sie eine Landschaft auf, die gleichzeitig eine Welt in den Trümmern der herrschenden Narrative und die poetische Kraft des Widerstands gegen eine bestehende Ordnung zeigt.
Wir hören eine Musik, deren zart komponierte Klänge nicht den bekannten Instrumenten zuzuordnen sind. Und wir hören Stimmen, Tondokumente, die Mitte des 20. Jahrhunderts in Griechenland von Samuel Baud-Bovy gesammelt wurden, einem Musikethnologen und Musiker, der für die Gelehrsamkeit seiner Arbeit weltweit bekannt ist. Ein sorgfältig komponiertes Gleichgewicht zwischen den Elementen – zwischen dem, was wir sehen, und dem, was wir hören – lässt die Besucher zu souveränen Beobachtern werden.
Und aufmerksame Betrachter entdecken vielleicht sogar die siebte Säule.